Masterarbeit
Einfluss dynamischer Stromtarife und Netzentgelte auf Haushalte mit PV-Speichersystem
Diese Arbeit bewertet den Nutzen dynamischer Stromtarife und Netzentgelte für Haushalte mit PV-Speichersystem.
- Meissner, L.
- Masterarbeit, Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin, 06/2025
Dynamische Stromtarife und zeitvariable Netzentgelte stellen zwei Möglichkeiten dar, um Anreize für eine Lastverschiebung bei Endkund:innen zu schaffen. Durch die zeitlich angepasste Nutzung elektrischer Geräte in Privathaushalten können Netzengpässe vermieden und dadurch Netzausbaukosten reduziert werden. Letztendlich war das Ziel der vorliegenden Abschlussarbeit, eine Antwort darauf zu liefern, inwiefern verschiedene Haushalte finanziell von diesen Maßnahmen profitieren.
Jährlich steigende maximale Preisunterschiede und regionale Abhängigkeit der Netzentgelte
Im Jahr 2020 lag der Day-Ahead-Börsenstrompreis in 87 % der Stunden des Jahres unter 5 ct/kWh, wobei es zwei Jahre später lediglich 5 % der Stunden waren und im Jahr 2024 knapp 16 %. Insbesondere das Jahr 2022 zeigte volatile Preise mit einem maximalen Wert von mehr als 87 ct/kWh und einem Median von knapp 21 ct/kWh, fast siebenmal höher als 2020 und dreimal so hoch wie 2024. Diese Schwankungen spiegeln sich ebenfalls in dynamischen Stromtarifen wider.
Neben zeitvariablen Stromtarifen können Privathaushalte seit dem 1. April 2025 zeitvariable Netzentgelte mit drei Preisstufen nach § 14a des EnWG nutzen. Die meisten Verteilnetzbetreiber bieten nachts und morgens Niedrigpreistarife an. Die Kosten der günstigsten Preisstufe liegen zwischen 0,7 ct/kWh und 4,8 ct/kWh (Median: 2,5 ct/kWh), für die Standardtarife zwischen 4,9 ct/kWh und 12,1 ct/kWh (Median: 8,5 ct/kWh), und für Hochtarife zwischen 7,3 ct/kWh und 18,6 ct/kWh (Median: 12,8 ct/kWh).

Festpreis und Jahresstromverbräuche der Haushalte zeigen den größten Einfluss auf die Einsparpotentiale
Durch die Nutzung des rekonstruierten dynamischen Stromtarifs zahlt der gewählte Referenzhaushalt ohne PV-Generator und Batteriespeicher knapp 1106 €/a für den Netzbezug und somit weniger als mit den Festpreis-Tarifen von 36-ct/kWh und 40-ct/kWh. Im Vergleich dazu würde der Haushalt mit dem 32-ct/kWh-Tarif lediglich 1003 €/a zahlen, was vor allem an geringeren Beschaffungskosten und keinen zusätzlichen Kosten für die Messtechnik liegt. Die Kosteneinsparungen durch den dynamischen Stromtarif der 27 untersuchten Haushalte liegen zwischen -10 €/a und 82 €/a. Der Median der Kosteneinsparungen beträgt 17,6 €/a.

Mittlere Kosteneinsparungen von bis zu 233 €/a erreichbar, allerdings treten auch Mehrkosten auf
Durch die Wahl des Netzentgeltreduktionsmechanismus von Modul 1 zahlt der Referenzhaushalt mit Batteriespeicher anstelle von 962 €/a lediglich 911 €/a. Mit Mehrkosten von 133 €/a ist die Nutzung von Modul 2 für diesen Haushalt nicht sinnvoll, allerdings ist die Steigerung der Kosten geringer als bei dem Haushalt mit PV-Speichersystem. Durch die Nutzung der Kombination aus Modul 1 und Modul 3 kann der Haushalt mit dem Batteriespeicher ohne PV-Generator weitere 30 €/a sparen.
Den größten finanziellen Vorteil sehen Haushalte mit Batteriespeicher ohne PV-Anlage, die die Kombination aus einem dynamischen Stromtarif und die Reduktion der Netzentgelte durch Modul 1 und Modul 3 nutzen. Im Mittel (Median) sparen die untersuchten Privathaushalte 233 €/a gegenüber dem statischen Stromtarif ohne eine Reduktion der Netzentgelte. Generell erzielen bis auf zwei Ausnahmen alle Haushalte durch die Nutzung von Modul 2 positive Kosteneinsparungen gegenüber dem statischen Stromtarif.
Im Vergleich verzeichnen die Haushalte mit PV-Batteriespeichersystem lediglich bei der Nutzung von Modul 1 bzw. Modul 1 und Modul 3 einen garantierten finanziellen Vorteil. Im Mittel (Median) liegen die Einsparungen für diese beiden genannten Anwendungsfälle bei 48 €/a und 64 €/a. Durch die Nutzung von Modul 2 erzielen alle Systeme mit PV-Generator und Batterie höhere Netzbezugskosten, wobei der Median der Mehrkosten bei 114 €/a liegt.
