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Pressemitteilung

Studie der HTW Berlin: 1,5-Grad-Pfad mit den Koalitionszielen für Solar und Wind nicht erreichbar

Will Deutschland das Pariser Klimaschutzabkommen einhalten, muss der Solarstromausbau bis 2035 auf 590 Gigawatt verzehnfacht werden.

Author
Forschungsgruppe Solarspeichersysteme
Medium
Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin, 11/2021

30. November 2021

Will Deutschland das Pariser Klimaschutzabkommen einhalten, muss der Solarstromausbau bis 2035 auf 590 Gigawatt verzehnfacht werden. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin). Die Autor:innen der Studie empfehlen, den Photovoltaikzubau in den nächsten sechs Jahren auf mindestens 45 Gigawatt pro Jahr zu steigern. Die Pläne der neuen Bundesregierung sehen jedoch nur einen jährlichen Zubau von durchschnittlich 16 Gigawatt vor.

Die neue Bundesregierung möchte Deutschland auf den 1,5-Grad-Pfad bringen. Mit dem Koalitionsvertrag versäume sie es aber, sich auf den dafür notwendigen Ausbau der Windkraft und Solarenergie festzulegen, so die Wissenschaftler:innen. Das Ziel, die installierte Photovoltaikleistung bis 2030 auf 200 Gigawatt zu erhöhen, sei ein guter Anfang, reiche aber nicht aus. „Um überhaupt auf den Pfad des Pariser Klimaschutzziels zu kommen, ist mindestens die doppelte Photovoltaikleistung erforderlich“, so Prof. Dr. Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin und Mitautor der Studie.

Zur Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens sei Deutschland bis spätestens 2035 auf eine CO2-neutrale Energieversorgung angewiesen. Hierzu müsse die installierte Photovoltaikleistung von derzeit 59 Gigawatt auf mindestens 590 Gigawatt verzehnfacht werden. Dies erfordere einen schnellen Markthochlauf auf etwa 45 Gigawatt pro Jahr bis 2027. Der erforderliche Solarstromzubau sei dabei von zahlreichen Rahmenbedingungen abhängig, wie die Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der HTW Berlin anhand von unterschiedlichen Szenarien aufzeigt.

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen laut den Autor:innen, dass an einem starken Windkraftausbau mit 200 Gigawatt an Land und 70 Gigawatt auf See kein Weg vorbeiführe. Klar sei auch: Die Energiewende sei in der Kürze der Zeit ohne grünen Wasserstoff nicht mehr realisierbar. Dessen Bedarf sei umso höher, je länger Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor fahren und Gebäude konventionell beheizt würden. Aus Effizienzgründen sei folglich eine rasche und konsequente Elektrifizierung des Verkehr- und Wärmesektors unumgänglich. Die Autor:innen der Studie rechnen mit 31 Mio. Elektroautos und 12 Mio. Wärmepumpen im Jahr 2035. Voraussetzung hierfür: Ab 2025 dürften keine neuen Benzin- und Dieselautos sowie Öl- und Gasheizungen mehr verkauft werden.

Neben dem bereits geplanten Abbau bürokratischer Hürden müsse die neue Bundesregierung zudem einen starken Fokus auf die Qualifizierung von Fachkräften legen. „Allein in der Photovoltaikbranche erwarten wir mehr als 250 000 Arbeitsplätze. Um einem massiven Fachkräftemangel vorzubeugen, muss die Regierung umgehend eine breit angelegte Ausbildungsoffensive starten“, resümiert Prof. Dr. Volker Quaschning.