Fachartikel
Faktencheck: Wie finde ich einen effizienten Speicher für meine PV-Anlage?
Dieser Fachartikel liefert eine Übersicht über Verlustmechanismen in PV-Batteriesystemen und erklärt diese im Detail.
- Orth, N.; Weniger, J.; Meissner, L.; Schlüter, C.
- Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: Faktencheck, 09/2024
Ungenaue oder fehlende Datenblattangaben machen Endkund:innen den Kauf eines Heimspeichers besonders schwer. Die Stromspeicher-Inspektion der HTW Berlin sorgt für mehr Transparenz in der Branche. Der jährliche Speichervergleich zeigt auch 2024: Neben ein paar besonders effizienten Systemen gibt es bei einigen untersuchten Systemen noch einen erheblichen Optimierungsbedarf.
Die Bandbreite der Systemeffizienz: Größer als gedacht
Wie groß die Bandbreite der zuvor beschriebenen Verlustmechanismen ist und warum sich ein genauerer Blick auf die Effizienzeigenschaften unterschiedlicher Heimspeicher lohnt, zeigt Bild 7. Der Abbildung sind die Best- und Tiefstwerte der Stromspeicher-Inspektion 2024 zu entnehmen. Einer der getesteten Batteriespeicher erzielt lediglich einen Wirkungsgrad von 87,9 %, der fast 10 Prozentpunkte unter dem Spitzenwert liegt. Während ein Heimspeicher mit einem exzellenten mittleren Wechselrichterwirkungsgrad im Entladebetrieb von 97,8 % punktet, liegt er bei einem Mitbewerber lediglich bei knapp über 91 %.
Besonders schnell: Ein untersuchter Hybridwechselrichter
Darüber hinaus profiliert sich ein Hybridwechselrichter mit einer Einschwingzeit von unter 200 Millisekunden. Das Erstaunliche: Bei diesem Gerät ist die Reaktion und Anpassung auf einen neuen Leistungswert bereits beendet, bevor 16 der 20 untersuchten Systeme überhaupt auf eine Änderung der Leistung reagieren.
Große Unterschiede der Stand-by-Verbräuche
Im Durchschnitt benötigen die getesteten Heimspeicher im Stand-by-Modus bei entladenem Batteriespeicher eine Leistung von 13 W. Der Stand-by-Verbrauch des sparsamsten Geräts beträgt hingegen lediglich 2 W. Dagegen bezieht das ineffizienteste System im Test bei entladenem Batteriespeicher beträchtliche 64 W aus dem Stromnetz. Aus Sicht der Verbraucher:innen besonders ernüchternd: Der gemessene Stand-by-Verbrauch des ineffizientesten Systems ist um den Faktor 10 höher als vom Hersteller auf dem Datenblatt angegeben. Dies verdeutlicht leider, dass die technischen Eigenschaften der Wechselrichter und Batteriespeicher auf Datenblättern nicht immer korrekt und transparent dargestellt werden. Weitere Beispiele für eine häufig unzureichende Plausibilität der Herstellerangaben sind in der Stromspeicher-Inspektion 2024 zu finden.

Worauf Sie bei der Interpretation der Datenblattangaben noch achten sollten
Prüfen Sie anhand des Datenblatts, ob der Hersteller die nutzbare Speicherkapazität oder nur die nominale Speicherkapazität bei einer Entladetiefe (engl. depth of discharge, DOD) von 100 % angibt. Ist Letzteres der Fall, reduziert sich der in der Praxis nutzbare Energieinhalt des Lithium-Ionen-Batteriespeichers meist um 5 % bis 10 %. Vergleichen Sie nicht die maximalen Wirkungsgrade unterschiedlicher Hybridwechselrichter. Diese Werte bestimmen die Hersteller in unterschiedlichen Betriebspunkten unter idealen Prüfbedingungen. Meist liegt der maximale Wirkungsgrad im oberen Leistungsbereich nahe der Nennleistung. Die von unabhängigen Prüflaboren unter einheitlichen Testbedingungen ermittelten Maximalwerte liegen häufig 1 bis 2 Prozentpunkte unter den Datenblattwerten. Viele Hersteller geben den maximalen Wirkungsgrad ihrer DC-gekoppelten Speichersysteme oder Hybridwechselrichter nur für die Umwandlung des Solarstroms von Gleichstrom (DC) in Wechselstrom (AC) an. Die Verluste während der Ladung und Entladung der Batterie sind darin nicht enthalten. Die Wirkungsgrade von Geräten unterschiedlicher Hersteller können Sie daher anhand der Datenblätter derzeit nicht verlässlich vergleichen.
Systemeffizienz ist nicht alles: Welche Fragen Sie sich noch stellen sollten
Das Angebot an PV-Speichersystemen ist breit gefächert und zahlreiche Kombinationen von Batteriespeichern und Wechselrichtern sind möglich. Wie diese Analysen und die Stromspeicher-Inspektion aufzeigen, sollte bei der Wahl eines passenden Heimspeichers ein besonderes Augenmerk auf die Systemeffizienz gelegt werden. Allerdings entscheidet diese nicht allein darüber, ob ein Produkt qualitativ hochwertig und empfehlenswert ist. Die folgenden Fragen können bei der Suche nach einem geeigneten PV-Speichersystem als Orientierungshilfe dienen:
- Wie wird sich mein elektrischer Stromverbrauch in den kommenden Jahren voraussichtlich entwickeln und ist die Anschaffung einer Wärmepumpe oder eines Elektrofahrzeugs geplant?
- Soll das PV-Speichersystem ersatzstromfähig sein und bei einem Netzausfall das Haus teilweise oder komplett weiterversorgen?
- Ist der Batteriespeicher entsprechend den Gegebenheiten vor Ort sinnvoll dimensioniert?
- Kann der Hersteller mehrere Referenzprojekte vorweisen?
- Welche Erfahrungen haben andere Personen mit den Serviceleistungen des Herstellers gemacht?
- Hinterlässt der Hersteller den Eindruck, dass er auch noch in 10 oder 15 Jahren im Service-Fall weiterhelfen kann?
- Welche Leistungen werden im Garantiefall übernommen?
- Auf welcher Basis hat der Hersteller die Aussagen zur Batterielebensdauer abgeleitet? Wurde die kalendarische Batteriealterung dabei berücksichtigt?